Viele bunte Latwergen bei den Forschungstagen an der HLW Schrödinger

Bei den alljährlichen Forschungstagen an der HLW Schrödinger in Graz (heuer von 23.-25.10.2017) begaben sich die Schülerinnen und Schüler der 1. Klasse der Fachschule auf Entdeckungsreise in die mittelalterliche Kulinarik. Nach einer allgemeinen Einführung zu Latwerge als Teil der Medizin und der diätetischen Kulinarik setzten sich die Schülerinnen und Schüler mit einzelnen kurzen Rezepten aus der Heidelberger Handschrift Cpg 551 auseinander.

Die Schülerinnen und Schüler durchsuchten die Rezepte gezielt nach Zutaten und Arbeitsanweisungen und formten die frühneuhochdeutschen Texte in moderne Kochrezepte um. Dann ging es gruppenweise an die praktische Umsetzung in der Küche. Es wurden Quitten, Weichseln, Weintrauben, Pfirsiche und Birnen zu Latwergen verarbeitet.

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Einige Kommentare von Schülerinnen und Schülern zu ihren Erfahrungen beim Kochen:

  • Uns ist es beim Kochen der Latwerge ganz gut gegangen, das Anrühren der dicken Fruchtmasse war etwas anstrengend.
  • Wir hatten viel Spaß beim Einkochen unserer Weintrauben-Latwerge. Im Nachhinein hätten wir die Weintrauben noch kleiner schneiden und mehr zerstampfen können.
  • Das Kochen der Quittenlatwerge hat ganz gut funktioniert. Unser Tipp fürs Nachkochen: Immer wieder schauen, dass nichts am Boden anbrennt und genug Wasser im Topf ist!
  • Es war ganz interessant, mal was Neues zu kochen. Mir war die Latwerge aber etwas zu klebrig und zu süß, weil sehr viel Honig drinnen war.
  • Bei der Herstellung der Birnen-Latwerge ist es uns eigentlich ganz gut gegangen, aber wir haben mit Gewürzen und Honig ein bisschen übertrieben. Da muss man ein bisschen aufpassen, sonst wird die Latwerge schnell ungenießbar!

Wer möchte, kann sich nun selbst als Latwerge-Koch oder -Köchin versuchen. Dazu muss allerdings erst das mittelalterliche Rezept entschlüsselt werden…

Ein Beispiel: Weintrauben-Latwerge

Worterklärungen: ader: oder; anprÿnn: anbrennen; durschlag: eine Art Passiertuch; sewds: siede es; pÿß: bis; twing: (durch ein Tuch) seihen oder durchlaufen lassen; Trÿsenet: ein mit Zucker gemischtes Gewürzpulver („Trisenet“); tzÿmÿn: Zimt; tzwir: verquirle; vast: sehr; wurtz: Gewürz

Ein Latwerg von weinpern

    • Klawb die weinper ab In ein kessell setz sie auff einen
    • drÿfuß vnd laß sie sÿde vnd Rur sie das sie nicht an
    • prÿnn vnd thue sie her auß vnd twing die per durch ein
  • 25        durchschlag ader enges sib das die ker vnd pelg her-
    • ausse beleybe vnd thu das selb saff wider In kessell vnd
    • Rur es stets das nicht Anbrynne mit einem praÿten scheu-
    • felein vnd sewds als lang pÿß dick genugk seÿn zu lat-
    • wergen / Wiltu sie aber hert mache zu kuche so laß
  • 30        noch lenger siede Vnd so wirt sie dick vnd hert Vnd
    • ist gut fur die stul vnd kulet Im sumer gar vast Wiltu
    • aber wurtz dar an thu als an die weychßel latwergen
  • 188r     Ader wiltu kuche daraus mache als kuten latwergen
    • darnoch soltu sie wurtzen Wen aber keÿn wurtz dorInne
    • ist so du sie anrichtest So thu tzÿmÿn ader Trÿsenet
    • darauff vnd tzwir sie vor mit weÿn ob sie zu dick ist
  • 5 ee du das Trÿsenet ader wurtz darauff thust Vnd a
    • wurtz hilff sie fur die stul vnd vertreibt de durst etc.

 

 Autor: Wolfgang Holanik

Eine Antwort zu „Viele bunte Latwergen bei den Forschungstagen an der HLW Schrödinger”.

  1. Danke, DAS IST SEHR AUFSCHLUSSREICH

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